Speyer

Speyer
Spey|er:
Stadt am Rhein.

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I
Speyer,
 
1) kreisfreie Stadt im Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz, Rheinland-Pfalz, 102 m über M., an der Mündung des Speyerbaches in den Oberrhein, 49 900 Einwohner; katholischer Bischofssitz, Sitz der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche); Rechnungshof des Landes Rheinland-Pfalz, Landesversicherungsanstalt, Landessozialgericht, Chemisches Untersuchungsamt; Hochschule für Verwaltungswissenschaften, Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung, Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt; Historisches Museum der Pfalz (mit Weinmuseum), Landesbibliothek, -archiv, Dom- und Diözesanmuseum, Technikmuseum. Die schon länger bestehende Metall verarbeitende und die traditionelle Druckindustrie wurden im Zusammenhang mit der 1956 vollendeten Rheinbrücke durch Flugzeugbau und elektrotechnische Industrie ergänzt; Rheinhafen seit 1853.
 
 
Der am Hochufer des Rheins gelegene Dom (um 1030 unter Kaiser Konrad II. begonnen, 1061 geweiht, kurz vor 1082 bis 1106 unter Kaiser Heinrich IV. umgebaut und eingewölbt) ist das größte romanische Bauwerk Deutschlands und wurde 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die sechstürmige, dreischiffige, ungewöhnlich hohe Basilika ist von überwältigendem Raumeindruck (fast 134 m lang), charakteristisch ist die Gliederung der Mittelschiffwände durch Blendarkaden. Apsis mit Zwerggalerie; Bauplastik von lombardischen Steinmetzen. Die Krypta (1041 geweiht) ist die Grablege der Salier. An der Nordseite befindet sich die 1106 vollendete Afrakapelle, an der Südseite die Doppelkapelle Sankt Emmeram (Taufkapelle um 1080 mit prächtigen Kompositkapitellen) und Sankt Katharinen. Der Westbau wurde 1854-58 von H. Hübsch rekonstruiert. Die Ausmalung (1846-53 von Johann Schraudolph) wurde bei der Restaurierung (1957-66) bis auf die Bilder im Mittelschiff des Doms wieder entfernt. - Das Judenbad (Mikwe, 12. Jahrhundert) ist in der Bauornamentik dem Dom verwandt. Die Dreifaltigkeitskirche (1701-17) zählt zu den bedeutendsten protestantischen Barockkirchen. Barockes Rathaus (1712-24). Die Protestationskirche (1893 begonnen) ist ein neugotischer Bau, während die Sankt Josephskirche (1912-14) Elemente der Gotik und Renaissance aufgreift. Von der Stadtbefestigung ist der Torturm »Altpörtel« (13. Jahrhundert, im 16. Jahrhundert erneuert) erhalten. Das Historische Museum der Pfalz, 1907-09 von G. von Seidl in Formen der deutschen Renaissance errichtet, erhielt 1989 einen modernen Erweiterungsbau.
 
 
Speyer, seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. als keltische Siedlung (Oppidum) Noviomagus bekannt, wurde erstmals um 150 n. Chr. erwähnt. Um 10 v. Chr. sicherte hier ein röm. Kastell den Rheinübergang; seit um 200 röm. Name Civitas Nemetum. In nachröm. Zeit wuchsen die auf dem heutigen Stadtgebiet entstandenen Siedlungen Altspeyer und Winternheim mit einer bischöflichen (erste Erwähnung eines Bischofs 343) und einer Kaufmannssiedlung zu einer Ortschaft zusammen, die im 6. Jahrhundert erstmals als Spira bezeugt wurde; 946 erhielt Speyer Markt- und Münzrecht, 969 wurde der Bischof Stadtherr. Mit dem Freiheitsbrief Kaiser Heinrichs V. begann 1111 die Stadtfreiheit, die 1294, als Speyer Freie Reichsstadt wurde, voll durchgesetzt werden konnte (Stadtrecht seit 1230 belegt). In der Folge war Speyer Schauplatz zahlreicher Hof- und Reichstage; bekanntester Reichstag war der von 1529 mit der Protestation der evangelischen Reichsstände. 1527-1689 hatte das Reichskammergericht seinen Sitz in Speyer 1540 wurde die Reformation eingeführt. Die im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 fast völlig zerstörte Stadt (Wiederaufbau ab 1698) gehörte 1797-1813 zu Frankreich (Département Donnersberg; französische Behördenverfassung); 1816 wurde Speyer Kreishauptstadt der bayerischen Pfalz, 1946 kreisfreie Stadt.
 
 
 
Gesch. der Stadt S., bearb. v. W. Eger, 3 Bde. (1-21983-89);
 
Denkmaltopographie der Bundesrep. Dtl. Kulturdenkmäler in Rheinl.-Pf., Bd. 1: Stadt S. (21990);
 D. von Winterfeld: Die Kaiserdome S., Mainz, Worms u. ihr roman. Umland (1993).
 
 2) katholisches Bistum; wohl im 4. Jahrhundert entstanden (erste Erwähnung eines Bischofs 346); bis 1801 Suffraganbistum von Mainz; 1801 wurde der linksrheinische Teil des Bistums französisches Staatsgebiet und auf die Bistümer Trier, Straßburg, v. a. aber Mainz aufgeteilt; das Bistum Speyer beschränkte sich nun auf die rechtsrheinischen Gebiete. 1817 (durchgeführt 1821) wurde für die nun zu Bayern gehörene Pfalz ein neues Bistum Speyer als Suffraganbistum von Bamberg errichtet. 1827 wurde dann das rechtsrheinische Gebiet den Diözesen Rottenburg und Freiburg im Breisgau eingegliedert. - Bischof ist seit 1983 Anton Schlembach (* 1932). katholische Kirche, Übersicht.
 
 
Lebensbilder der Bischöfe von S. seit der Wiedererrichtung des Bistums S. 1817/21, hg. v. H. Ammerich (1992).
II
Speyer,
 
Wilhelm, Schriftsteller, * Berlin 21. 2. 1887, ✝ Basel 1. 12. 1952; emigrierte 1933 in die USA; schrieb u. a. die Jugendbücher »Der Kampf der Tertia« (1927) und »Die goldene Horde« (1931). Daneben entstanden Dramen und Erzählungen sowie im Exil der Roman »Das Glück der Andernachs« (1947).

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Spey|er: Stadt am Rhein.

Universal-Lexikon. 2012.

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